Die wirtschaftliche Lage der Armen in Deutschland hat sich rapide verschlechtert. Die Inflation trifft die schwächsten Bevölkerungsgruppen des Landes am härtesten, wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht hervorgeht.
Die Studie des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ergab, dass 13 Millionen Menschen – fast jeder sechste Deutsche – mittlerweile unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Armutsquote stieg bis 2024 auf 15,5 % der Bevölkerung, ein Anstieg um 1,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
„Die Zahlen bestätigen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange in ihrem Alltag spüren: Die Armen werden ärmer“, sagte Joachim Rock, Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, in einer Erklärung. „Der Kaufkraftverlust der letzten Jahre hat die ohnehin schwierige finanzielle Situation von Millionen Betroffenen noch weiter verschärft. Die neue Regierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung zur obersten Priorität machen“, betonte er.
In Europas größter Volkswirtschaft traf Armut Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentner am stärksten, wobei ältere Frauen besonders gefährdet waren, so der Bericht. Das mittlere Monatseinkommen derjenigen unterhalb der Armutsgrenze sank inflationsbereinigt von 981 € (1.118 $) im Jahr 2020 auf 921 € (1.049 $) im Jahr 2024. Fast 5 Millionen Menschen in Deutschland hatten nicht genug Geld, um ihre Wohnung ausreichend zu heizen oder abgetragene Kleidung zu ersetzen.
Der Bericht identifizierte steigende Mieten und Wohnkosten als Hauptursache für die steigenden Armutsraten in ganz Deutschland. 37 Prozent der armen Haushalte waren überlastet und gaben mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen aus. Noch besorgniserregender ist, dass 25 Prozent der armen Haushalte in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Mehr als die Hälfte ihres geringen Einkommens ging für Miete, Nebenkosten und Heizung drauf – so konnten sie sich Grundbedürfnisse wie Nahrung, Gesundheitsversorgung und Bildung nicht leisten.